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Anforderungen an das Risikomanagement in der Landwirtschaft steigen Symposium der Edmund Rehwinkel-Stiftung

11. April 2008

  • Klimaveränderungen und zunehmende Marktabhängigkeiten erhöhen betriebliches Risiko
  • Unbefriedigende Schadensregulierung im Rahmen der staatlichen Katastrophenhilfe
  • Versicherung mit Wetterindex kostengünstiger als klassische Versicherungen
  • Ganzheitliche Ansätze unter Einbeziehung von Banken und Versicherungen, Handel und Verarbeitung erforderlich

Frankfurt am Main, 11. April 2008 - Wetterextreme, Tierseuchen, Pflanzenkrankheiten: Seit jeher ist die landwirtschaftliche Produktion diesen und anderen Risikofaktoren ausgesetzt. Alleine in Deutschland sind im Zeitraum 1990 bis 2006 witterungsbedingte Ernteschäden in Höhe von rd. 7,6 Mrd € entstanden. Während durch die Folgen des Klimawandels, der fortschreitenden Marktliberalisierung und der agrarpolitischen Veränderungen zukünftig eher mit einer Zunahme der Risiken zu rechnen ist, fehlen in Deutschland bislang geeignete Absicherungen gegenüber daraus entstehenden Ertragsausfällen. Fast ausschließlich Hagelschäden werden versichert. Doch die Notwendigkeit des Risikomanagements nimmt in einem globalisierten Agrarmarkt deutlich zu. Denn Mindererträge werden darin nicht mehr durch höhere Preise kompensiert, sondern mit Hilfe von Importen ausgeglichen. Ertragsausfälle führen somit unmittelbar zu Einkommenseinbußen der Landwirte. Die Edmund Rehwinkel-Stiftung der Landwirtschaftlichen Rentenbank hat ihre Ausschreibung 2007 deshalb diesem aktuellen Thema gewidmet und fünf Studien gefördert, die mit unterschiedlichem Fokus Möglichkeiten der betrieblichen Risikoabsicherung betrachten. Unter der Leitung von Dr. h.c. Uwe Zimpelmann, Vorsitzender des Vorstandes der Edmund Rehwinkel-Stiftung, wurden die Ergebnisse der Studien auf einem Symposium vorgestellt und diskutiert.

Die von Wissenschaftlern der Humboldt-Universität zu Berlin angefertigte Studie untersucht, inwieweit indexbasierte Wetterversicherungen zu einer Begrenzung witterungsbedingter Produktionsrisiken beitragen können und vergleicht diese Versicherungen mit schadenbezogenen Mehrgefahrenversicherungen. Mit einer Befragung von Landwirten und Vertretern der Versicherungsbranche werden in der Studie außerdem die Akzeptanz solcher Wetterversicherungen und die Zahlungsbereitschaft der Landwirte sowie die Prämienanforderungen seitens der Versicherer untersucht. Zudem wird analysiert, für welche Produktionszweige und Regionen das Wetterrisiko reduzierende Versicherungsprodukte entwickelt werden können. Wie die Ergebnisse zeigen, weisen ursachenbezogene Versicherungen gegenüber den klassischen Versicherungen einen administrativen Vorteil auf und könnten daher kostengünstiger angeboten werden.

Durch den erwarteten Klimawandel wird sich die Landwirtschaft in Deutschland in den kommenden Jahren zunehmend mit dessen Risikofolgen befassen müssen. Die Studie der Hochschule Neubrandenburg widmet sich daher den Auswirkungen von Ertragsschwankungen auf Standorte mit ertragsschwachen Böden und ungünstigen klimatischen Bedingungen in Nordostdeutschland. Ein Vergleich mit den Anbaustrukturen in Regionen, deren heutiges Klima den Prognosen des Klimawandels ähnelt, dient zudem der Bestimmung von Konsequenzen für die Landwirtschaft. Die Autoren zeigen Anpassungsstrategien für das landwirtschaftliche Risikomanagement hinsichtlich steigender Ertragsschwankungen in der Pflanzenproduktion auf und beurteilen diese ökonomisch. Im Ergebnis werden Empfehlungen für die Ausgestaltung einer Versicherungslösung abgeleitet.

Dem betrieblichen Rechnungswesen als wichtigem Instrument des Risikomanagements wendet sich die Studie der Universität Rostock zu. Untersucht wird die modellhafte Übertragung der Risikorechnung, dem neben der Bilanz und GuV dritten Rechnungssystem, auf die Landwirtschaft und die Anpassung an deren besondere Bedürfnisse. Anhand von schriftlichen Befragungen großer landwirtschaftlicher Unternehmen in Nordostdeutschland und Gruppendiskussionen mit deren Vertretern, werden die notwendigerweise zu erfassenden Risikoarten, die Ansätze zur Risikobewertung sowie Art und Weise der Risikosteuerung ermittelt.

In besonderer Weise ist der Bereich der Milchwirtschaft derzeit von Unsicherheiten geprägt. Vor allem mit dem Ausstieg aus der Quotenregelung sind für die Milcherzeuger Risiken verbunden. Eine Studie der Universität Göttingen nimmt diese Entwicklungen zum Anlass, die Wahrnehmung von Risiken norddeutscher Milchviehhalter und deren geplantes bzw. bereits realisiertes Risikomanagement empirisch zu untersuchen. Die Ergebnisse werden verglichen mit den Wahrnehmungen und Strategien von Landwirten in ausgewählten Nachbarländern. Als wesentliche Risiken wurden von den Landwirten die steigenden Futtermittel- und Pachtpreise sowie die verringerte Flächenverfügbarkeit benannt. Produktionsrisiken werden dagegen als vergleichsweise gering eingeschätzt.

Immense ökonomische Risiken können sich auch für Landwirte beim Einstieg in die Biogaserzeugung ergeben. Am Beispiel von drei ausgewählten Biogasanlagen identifiziert die Studie der TU München-Weihenstephan die Risiken von der Planung der Anlage, über die Inbetriebnahme bis hin zum langjährigen Betrieb und quantifiziert die Einzelrisiken anschließend. Auf diese Weise werden eine Rangfolge aller Risikofaktoren erstellt und Handlungsanweisungen zu deren Reduzierung gegeben, inklusive ökonomischer Analysen der vorgeschlagenen Maßnahmen. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere der Prozess von der Substratbereitstellung bis hin zur Verwertung in der Biogasanlage ein hohes Risikopotenzial birgt.

Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat die Ergebnisse der Forschungsarbeiten im soeben erschienen Band 23 ihrer Schriftenreihe veröffentlicht. Interessenten erhalten die Publikation kostenlos (Tel. 069-2107-363; Fax 069-2107-447; www.rentenbank.de).