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Finanzmarktkrise verstärkt Volatilität der Agrarrohstoffpreise

26. April 2010

- Zunehmende Liquiditätsrisiken erhöhen Anforderungen an das Risikomanagement der Betriebe -


Die Entwicklungen an den Finanzmärkten hatten in den letzten Jahren einen nicht unerheblichen Einfluss auf die landwirtschaftlichen Absatzmärkte, da sie die üblichen witterungs- und produktionsbedingten Preisfluktuationen verstärkten. Vor dem Hintergrund einer relativ stabilen Nahrungsmittelnachfrage führten außerordentliche Preisschwankungen an den Agrarrohstoffmärkten zu einer entsprechend volatilen Gewinnentwicklung der Landwirtschaft und der ihr vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweige. Während Preisschwankungen an den Agrarmärkten früher überwiegend von der Markt- und Preispolitik der EU aufgefangen worden sind, beeinflussen sie heute direkt und unmittelbar die Liquidität der Betriebe. „Gerade für Betriebe mit hohen Fremdkapitalanteilen, hohen Lohnkosten durch die Beschäftigung familienfremder Arbeitskräfte und geringen Liquiditätsreserven haben sich daher die Anforderungen an das Risikomanagement erhöht", so Dr. Horst Reinhardt, Mitglied des Vorstands der Landwirtschaftlichen Rentenbank in Frankfurt am Main anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Förderbank. Neben größeren Betrieben in den neuen Bundesländern betreffe dies in erster Linie viele Milchviehhalter. Die Krise habe aber auch deutlich gezeigt, dass es Situationen gebe, in denen die Eigenverantwortung des Unternehmers an Grenzen stoße. Wie andere Wirtschaftsbereiche auch, sei die Landwirtschaft dann auf Unterstützung angewiesen. Liquiditätshilfen seien jedoch nur sinnvoll, wenn Betriebe zwar kurzfristig Zahlungsprobleme hätten, ansonsten aber gesund seien.

Wie die Rentenbank in ihrem Geschäftsbericht ausführt, stiegen die Rohstoffpreise vor allem im Jahr 2007 kräftig auf nahezu historische Höchststände. Die Märkte für Getreide, Ölsaaten und Milch profitierten vom globalen Wirtschaftsboom und der steigenden Nachfrage in den Schwellenländern. Gleichzeitig gingen die Ernten witterungsbedingt zurück. Die Lagerbestände sanken. „In dieser Phase verstärkten Investoren, die nach alternativen Anlagemöglichkeiten suchten, die Preishausse an den Agrarrohstoffmärkten", so Horst Reinhardt. „Weltweite Überliquidität und sehr niedrige Zinssätze hatten einen ‚Anlagenotstand' zur Folge. Agrarrohstoffe rückten verstärkt in das Blickfeld der Anleger, ohne dass der zusätzlichen spekulativen Nachfrage ein entsprechendes physisches Angebot gegenüber stand".

In den Jahren 2008 und 2009 führten weltweite Rekordernten und wieder höhere Lagerbestände zu rückläufigen Agrarpreisen. Vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzmarktkrise zogen sich gleichzeitig viele Anleger aus diesen Märkten zurück und verstärkten damit den Druck auf die Preise. Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produzenten wurde in dieser Phase außerdem durch den Anstieg des Euro-Wechselkurses gegenüber dem Dollar und dem Rubel geschwächt.

Da viele Getreidearten an Terminmärkten gehandelt werden, ist der Einfluss spekulativer Elemente hier wahrscheinlich. Die Meinungen über das Ausmaß der Finanzspekulation auf die Entwicklung der Agrarpreise gehen allerdings weit auseinander. Nach einem Untersuchungsbericht des US-Senats sind die offenen Weizenkontrakte an der Terminbörse in Chicago zwischen 2004 und 2008 von 30 000 auf 220 000 gestiegen. Danach beherrschten die spekulativ orientierten Indextrader seit 2006 zwischen 35 und 50 % des Weizenfutures-Marktes in Chicago.

Anders als bei den Getreidemärkten gibt es für Milch keine Terminmärkte und damit auch keine spekulativen Einflüsse auf die Preise. Erzeuger und Verarbeiter können sich allerdings auch nicht durch Terminkontrakte gegen schwankende Preise absichern. Da bei Milch nur 6 bis 8 % der Erzeugungsmenge international gehandelt wird (Weizen 20 %), führte die steigende Nachfrage in den Schwellenländern 2007 bei ebenfalls niedrigen Lagerbeständen zu einem überproportionalen Preisanstieg von rd. 50 %. Die Milcherzeuger erhöhten daraufhin ihre Produktionskapazitäten. Das gesteigerte Milchangebot traf auf eine konjunkturell bedingt rückläufige Nachfrage und verstärkte auf diese Weise den Preisrückgang, zumal ein kurzfristiger Ausstieg aus der Milchproduktion - anders als in der Industrie - nicht möglich ist.

Weitere Informationen zur Finanzmarktkrise und ihren Auswirkungen auf die Agrarmärkte enthält der Geschäftsbericht 2009 der Rentenbank. Interessenten können ihn kostenlos unter Tel. 069-2107-363 (oder Fax -6447; www.rentenbank.de) bestellen.